HAMv1AGAZI N XXXII. Fortsetzung Die erste längere Rast hielten unsere Reisenden am Abend des den letzten Ereignissen fol- genden Tages und zwar in einem an der Landstraße gele- genen, kleinen Kruge. In Cleve fühlten sich die Musikanten so- wohl als auch Sigurd nicht si- cher genug. „Die Räuberbande hat lange Arme und besteht aus waghalsigen Kerlen", bemerkte Sigurd, und so zog man es vor, einen möglichst großen Vor- sprung zu gewinnen. Die Ge- sellschaft schlug meistens be- kannte Wege ein, und von Wesel aus näherten sie sich der Lippe entlang über Lünen, Werne und Nordherringen der Heimat. Die Freude, die ihre Ankunft auf dem Heidehofe auf der Burg und im ganzen Kirchspiel Mark erregte, ist kaum zu be- schreiben. Es soll auch nicht versucht werden, da der Er- zähler befürchtet, ihr durch Worte nicht zum richtigen Aus- druck zu verhelfen. Sigurd, Anna und die Kinder hielten sich lange um- schlungen. Nur Tränen zeigten an, was in ihrem Innern vor- ging. Endlich sagte Sigurd zu Anna: „Ich werde dich, wenn es Gott nicht anders fügt, von heute an nimmermehr ver- lassen. Dem Körper nach kehre ich zwar krank zurück, aber meine Seele ist genesen, und in der schaurigen Fremde habe ich erkannt, daß meine Heimat nur bei dir ist." — Der Graf, der Kaplan und Ursula kammen sofort, um den Heimgekehrten zu begrüßen, und schon am nächsten Nachmittage sehen wir die ganze Gesellschaft auf der Burg in Ursulas Zimmer ver- Der treue Bote von Oftrvennernar. tine Crabbing aus alten Tagen ber Burg Mark 00f1 6 erg Wiibgim Pogo. 001141110. ono .• orm . sr try m em o. 1901. sammelt, wo bald aus vollen Herzen ein freudiges „Herr Gott, dich loben wir!" er- schallte. — Der anspruchslose Gottjohann hatte sich auf den Lichtberg begeben und entzog sich aller Ehrungen, die man dem mutigen Befreier zuteil werden lassen wollte. Den Heidhofern nahte jetzt eine Reihe stiller Jahre. Es war rührend anzusehen, mit wel- cher Lieber der alte Sigurd seinen Blumengarten pflegte. Manche Beobachtungen, die er aus dem holländischen heim- gebracht hatte, kamen ihm in der Heimat zugute, und sogar der Kaplan, der nach wie vor den Schloßgarten mit dem stillen Hugel bepflanzte und be- wässerte, mußte noch viel von ihm lernen. Jungsigurd war ein kräftiger Jüngling geworden, bräunlich und schön. Er war sowohl auf dem Heidehofe, wie auf dem lichtenberge zu Hause und wuchs zu einem tüchtigen Landwirt nach dem Sinne des Großvaters heran. Veronika be- suchte fast täglich die Kloster- schule auf Kentrop. Sie fühlte sich ihrer ganzen Veranlagung nach zu den Schwestern des Ci- stersiensterordens hinge- zogen. Schon von Angesicht, zart und schlank von Gestalt und doch mit geringem Hang zur Sinnlichkeit, fand sie ihre Befriedigung in der peinlichen Beobachtung der strengen Or- densregeln, und sie sprach es häufig aus, daß ihr Ziel einmal der Stand einer Gottesbraut wäre. Der Kaplan hatte sie nicht zu beeinflussen gesucht. Er wußte es, welche Seligkeiten der Stand in sich schloß, er hatte aber auch tiefe Blicke in die Gefahren getan, die er mit sich brachte, und ihm waren die Kämpfe nicht unbekannt ge- blieben, welche einem Men- schenkinde von der geistigen Begabung und der leiblichen Schönheit Veronikas drohten. Ein Hindernis stellte sich üb- rigens auch der Aufnahme Ver- onikas in den Orden entgegen. Sie war bürgerlicher Geburt, und das Kloster Kentrop nahm nur adelige Damen auf. Der Graf hatte zwar einmal gesagt, daß er nötigenfalls schon für den Adel sorgen würde. Als sich dann nach einigen Jahren die Entscheidung nä- herte und Veronika nicht allein bei ihrem Entschlusse verblieb, sondern eine immer größere Liebe zu dem von ihr erstrebten Stande zeigte, benutzte der Graf eine Gelegenheit die ihn nach des Kaisers Hofe brachte, Veronikas Erhebung in den Adelsstand durchzusetzen. Ihre Eltern hatten den Ernst des Lebens zu oft kennen gelernt, und in ihnen war in den Jahren des Leides nach und nach neben der Liebe zur irdischen Heimat die Sehnsucht nach dem himmlischen Vaterlande erwacht, dessen Bürgerrecht Veronika im Kloster eher zu er- reichen hoffte. Und so willigten sie gern in den Wunsch ihrer Tochter, die denn im Jahre 1450 im Alter von 26 Jahren als ein Fräulein von Lichtberg ihren Einzug in das Kloster hielt. Als Angebinde N TDI EN ST • Heizung • Elekt ro • Sanit är 1 1 4 2 8 0 8 5 RI NSCHE HAUSTECHNIK 20 EINRICHTUNGSHAUS !Ty BLI TZ 4700 Hamm, Bahnhofstr. 14-16 Postfach 264 Tel. (02381) 21086 /21087 MOB EL ORIENTTEPPICHE TEPPICHE DEKORATIONEN KUNSTGEWERBE ASKO FINNLAFE MC5BEL gaben ihr die Eltern den Teil des Lichtberges mit, auf dem Annas Geburtshaus stand. Die übrigen Ländereien fielen zum Heidhof, und Gottjohann sie- delte nach diesem über. Das Kloster ließ an die Stelle des Bauernhauses eine Kapelle bauen, die dort Jahrhunderte lang gestanden hat und man- chem Pilger auf seiner Erden- reise zu einer Stätte geistiger Erholung geworden ist.*) Der Kaplan stand jahraus, jahrein in großer Achtung. Die Liebe der Gemeinde zu ihm wuchs beständig, und als der alte Pastor das Zeitliche seg- nete, baten die Bewohner des Dorfes den Bischof, die Pasto- renstelle in Mark dem Kaplan zu verleihen. Aber der Kaplan wollte nicht. Eine Trennung von der geliebten Burg wäre ihm schrecklich gewesen. Und so wurde denn ein neuer Amts- bruder hingeschickt, der mit dem sanften Paulus auch bald Hand in Hand wirkte. Der Graf endlich wohnte seit 1437 fast ebenso viel im Stadt- schlosse als auf der Burg in Mark. Seine Pläne zur Befesti- gung der Stadt und für ein neu zu gründendes Kloster ge- langten zur Ausführung, bis er im Jahre 1455 das Ziel seiner Wünsche erreichte. Doch nun müssen wir noch- mals um einige Jahre zurück- gehen. Zwischen dem Kaplan und Jungsigurd hatte sich ein väterliches, inniges Freundschaftsverhältnis her- ausgebildet. Der lautere Cha- rakter des Kaplans paßte vor- züglich zu dem frischen und of- fenen Wesen des Jünglings. aber *) Die Kapelle hat nach einigen Be- richten bis zum Jahre 1790, nach an- deren bis 1806 gestanden. Neben ihr befand sich ein tiefer Brunnen, dessen Wasser große Heilkraft zugeschrieben wurde. Heute sind weder von der Ka- pelle noch dem Brunnen Reste zu finden. Fortsetzung folgt Neu in Hamm Wohnwagen Vermietung für Selbstfahrer ( 11111EL. Ostenallee 18 D-4700 Hamm Telefon. 02381 /20971